Veranstaltungen 2020

Wir bitten um Verständnis, dass im Jahr 2020 aufgrund des Covid-19 Virus mit den einhergehenden Beschränkungen weniger Veranstaltungen stattfinden konnten.

Mitgliederversammlung

Am 10. Oktober 2020 fand unsere Herbstexkursion mit Mitgliederversammlung in Hummelshain (Saale-Holzland-Kreis) statt.

Jahreshauptversammlung der TVV 2020 mit anschließender Exkursion in Hummelshain

Am 10.10.2020 fanden sich Mitglieder und Gäste der Thüringer Vereinigung für Volkskunde in Hummelshain, im thüringischen Saale-Holzland-Kreis, zu ihrer Jahreshauptversammlung ein. Die Übersicht zum Ablauf und der Rechenschaftsbericht wurden bereits im TVV-Mitteilungsheft vom Dezember 2020 (Folge 28, Heft 1) dargestellt.

Wir trafen uns um 10:00 Uhr im „Alten Gut“, dem ehemaligen Wirtschaftshof der Wettiner Herzöge, dessen Pferdestall zu einem Gemeinschaftsraum umgestaltet wurde.

Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung hielt Herr Jürgen Weyer einen Vortrag über „Geoinformationssysteme – Nutzung für die Erforschung der Ortsgeschichten“. Er berichtete vom Weinbau in Kirchhasel bei Rudolstadt, welchen er durch die Erfassung der Geokoordinaten in einem Geländemodell darstellte, sowie über seine Recherchen zu Hohlwegen und Wüstungen.

Anschließend besichtigten wir das „Tante Irma Museum“, welches 1998 im Alten Gut gegründet wurde. 7000 Exponate dokumentieren das Leben in Thüringen bis 1990. Der Initiator und Sammler Dr. Rainer Berthelmann begleitete uns durch das Museum und führte einige Gegenstände vor. Wir wurden eingeladen, diese selbst zu entdecken und auszuprobieren. Neben Alltagsgegenständen waren Exponate aus den Bereichen Spielwaren, Haushalt, Wohnen, Forst und Jagd, Imkerei, Handwerk und Fotografie zu sehen. Viele Kindheitserinnerungen wurden wach, und über die verschiedenen Exponate tauschte man sich aus.

Nach der Mittagspause erkundeten wir das „Residenzdorf“ Hummelshain. Für einen Rundgang durch den Ort stellte sich dankenswerterweise Herr Rainer Hoberg, ein exzellenter Kenner und Kämpfer für den Erhalt des Hummelshainer Schlossensembles, zur Verfügung.

Die Region um Hummelshain war wegen ihres Wald- und Wildreichtums bevorzugtes Jagdgebiet Wettinischer Fürsten. Im sogenannten Hetzgarten, der sich über 10-15 km erstreckte, wurde früher über mehrere Tage Wild nach Hummelshain getrieben. Noch heute kann man nur vier Kilometer vom Ort entfernt die Reste der Jagdanlage Rieseneck besichtigen. Seit 1547, als Hummelshain als „Jagd-Hauß mit Dorf daran“ beschrieben wurde, entwickelte sich der Ort zur sachsen-altenburgischen Jagd- und Sommerresidenz, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch zur „Sommerfrische“.

Es sind nicht nur zwei Schlösser, sondern das nahezu komplett erhaltene Schlossensemble, welches dem Ort das Gepräge eines Residenzdorfes gibt. Dazu gehören das aus einem kurfürstlichen Jagdhaus hervorgegangene Alte Schloss, welches um 1670 erbaut wurde und bis 1880 der Mittelpunkt der Jagd- und Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Altenburg war. Seit 2007 wurde das alte Jagdschloss zu einem Wohnschloss umgebaut.

Hinter dem Alten Schloss befindet sich der im 19. Jahrhundert aus dem herzoglichen Tier- und Hetzgarten geschaffene Schlosspark und das monumentale Neue Jagdschloss. Dieses gilt als letzter Neubau eines Residenzschlosses in Europa und ist ein herausragendes Zeugnis des Historismus. Um das Alte Schloss gruppieren sich das 1716 erbaute Jagdzeughaus (Marstall), die herzogliche Schmiede, das Forstamtsgebäude, ein Teehaus und das Hofgärtnerhaus, das Brau- und Waschhaus, die einstige herzogliche Telegrafenstation, das Dampfmaschinenhaus der Schlosswasseranlage, das Alte Gut und die neugotische Kirche von 1894. Einige Gebäude, wie die Remise, wurden zu DDR-Zeiten abgerissen, andere wurden umgenutzt und haben sich bis heute erhalten. Nach dem Ende der Fürstenherrschaft 1918 wurden die Schlösser bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts als soziale, kulturelle und medizinische Einrichtungen weiter genutzt und waren der wichtigste Arbeitgeber für den Ort. Hummelshain lebte von der Wechselbeziehung zwischen Residenz und Ort. Jetzt ist das neue Schloss vom Verfall bedroht. Eine Interessengemeinschaft kämpft seit Jahren unermüdlich um dessen Erhalt. 

An der Kirche des Ortes endete unser Rundgang und die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung verabschiedeten sich.

Literatur:

Hohberg, Claudia/Hohberg, Rainer: Die Hummelshainer Schlösser und die Jagdanlage Rieseneck, Hummelshain: Hohberg, 2007.

Abbildung 1  Schloss Hummelshain

Abbildung 2  Tante Irma Museum (Foto Katharina Jung)